Wer gewinnt den Ochsen? Mit Knut in der Abstellkammer

Der einzige freie Raum im filmkunstfest-Büro ist die Abstellkammer. Wir sitzen mit Knut Elstermann auf Stapeln von Festival-Magazinen des Vorjahres.

Wie viele von den über 70 Filmen hast du schon gesehen?

„Die DVDs liegen bei mir zu Hause, aber ich habe nicht immer Lust, sie mir anzugucken. Deshalb habe ich auch noch nicht alle Wettbewerbsfilme gesehen. Ein frischer Eindruck ist auch nicht schlecht – die Filme wirken auf großer Leinwand ganz anders.“

Welcher Wettbewerbsfilm ist dein persönlicher Favorit?

„Dieses Jahr ist der Wettbewerb insgesamt sehr stark. „Revanche“ ist ein toller Film, aber auch „Der Mond und andere Liebhaber“ mit Katharina Thalbach fand ich sehr gut, weil der Film wie auf sie zurecht geschnitten ist. „Novemberkind“ ist auch ein interessanter Film, über den man aber diskutieren kann. Und „Die Nacht vor Augen“ thematisiert ein politisches Problem, das uns überall begegnet.“

Publikumspreis für „Der Mond und andere Liebhaber“?

Du bist seit 1998 beim filmkunstfest. Wie gut kannst du einschätzen, welcher Film den Fliegenden Ochsen gewinnt?

„Beim Fliegenden Ochsen ist es immer schwer zu sagen, wer ihn bekommt. In der Wettbewerbsjury treffen so viele unterschiedliche Temperamente aufeinander. Zum Schluss hat jeder seinen Favoriten und es wird sich auf einen Kompromiss geeinigt. Da kann es auch vorkommen, dass ein Film gewinnt, der vorher gar nicht im Gespräch war.“

Gestern war das Publikum von „Novemberkind“ unheimlich begeistert. Ein Favorit für den Publikumspreis?

„Auch in der Vorstellung von „Der Mond und andere Liebhaber“ war die Stimmung im Kino ganz toll. Der Film kam sehr gut an beim Publikum und ist sicher ebenfalls ein Favorit.“

Wie gefällt dir das Programm im Vergleich zu den letzten Jahren?

„Dieses Jahr gibt es einen sehr sehr guten Wettbewerb. Es ist nichts dabei, wo man sagen würde: Das ist grottig, das kann man sich gar nicht angucken. Schön ist auch die dokfilm-Reihe. Sowas tut einem Festival immer gut und bereichert die Diskussionen.“

„Kurzfilme müssen keine Spielwiesen mit Pointen sein!“

Die Kurzfilme beispielsweise sind in diesem Jahr ernster und weniger experimentell. Wird das filmkunstfest jetzt zu erwachsen?

„Das gefällt mir gerade gut. Man sieht, dass sich auch junge Leute mit Themen wie dem Altern, Alzheimer und Tod beschäftigen. „Dunkelrot“ ist so ein Film. Dieses gesellschaftliche Phänomen ist eine Zumutung für junge Menschen. Trotzdem sind die Filme unterhaltsam und zeigen, dass Kurzfilme nicht nur Spielwiesen mit Pointen sein müssen.“

Versinken in Strandkörben statt gemütlicher Couch

Dann dreht Knut das Spiel um und fragt uns, wie wir die Strandkörbe beim Filmtalk finden. Doch zu Wort kommen wir nicht, denn er erklärt uns gleich, dass man „da so tief drin versinkt“. Und obwohl ihm die Idee gefällt, vermisst er seine Couch.

Zum Schluss betont Knut noch einmal die Leistung Hasso Hartmanns, bedeutende Filmgrößen, wie dieses Jahr Klaus Maria Brandauer, nach Schwerin geholt zu haben. Er verrät uns, dass sie sich über die Ehrung ihres Lebenswerkes freuen und es durchaus genießen, sich mal nicht beweisen zu müssen.

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