Trauer um E.T. (Saskia Walker Talk)

IMG_2868 (Large).JPG„Kommen Sie doch bitte weiter nach vorne. Hier ist’s sowieso viel kuscheliger“, begrüßt Götz Spielmann, Regisseur des Spielfilmes „Revanche“, die Zuschauer. „Kuscheliger“ – ein netter Euphemismus für: bei so wenigen Zuschauern müssen sie doch nicht in den hinteren Reihen sitzen. Anscheinend hatte es sich noch nicht recht herumgesprochen, dass es neben dem altbewährten Filmtalk von Knut Elstermann dieses Jahr auch noch einen anderen gibt: den der Filmzeitschrift „Revolver“. Dieser fand gestern um 18.45 Uhr im Capitol statt. Zunächst stellt Saskia Walker, selbst Regisseurin und Mitherausgeberin der Zeitschrift, den „Revolver“ und dessen Anliegen vor. So handelt es sich bei ihm um eine Zeitschrift von, mit und für Filmemacher, die sich ganz dem Hintergrundgespräch verschrieben hat. Und mit diesem beginnt es auch sogleich. Bereitwillig und offen erzählt Götz Spielmann von seinen frühsten Werken, seiner Zeit an der Filmakademie oder dem Spruch Camus, den er so mag: „Man muss sich verschwenden, wenn man sich bereichern will“.

Man muss sich verschwenden, wenn man sich bereichern will

Der Zuschauer erfährt von dem einzigen Tag in Spielmanns Leben, an dem dieser wirklich berühmt war- der Tag, an dem sein mit 16 Jahren geschriebener und gedrehter Film im österreichischen Fernsehen lief. Man erfährt auch von einem vierminütigen, ungarischen Monolog, den zu halten er sich im Überschwang bereit erklärt hat und dessen Anfang er noch immer rezitieren kann; oder von den Erfahrungen, die er beim Abdrehen der für ihn typischen, expliziten Sexualszenen gemacht hat. Selten ist es möglich, einen so unmittelbaren, nahezu intimen Einblick in die Arbeit eines Regisseurs zu erhalten, wie er gestern durch den Filmtalk von Saskia Walker ermöglicht wurde. Selbst den traurigsten Moment, den Spielmann je in einem Film erlebt hat, gibt er noch preis:

„Wissen Sie was für mich das Traurigste überhaupt gewesen ist? E.T. auf Ungarisch. Da kommt dieses arme Wesen auf die Erde, denkt es lernt die Sprache der Menschen und was spricht es dann? Ungarisch!“.

Anekdoten, wie diese, Erinnerungen oder Anmerkungen zu seinen Filmen – all das findet Platz in dem etwa einstündigen Filmtalk, der die vielen leergebiebenen Kinosessel wirklich nicht verdient hat. Hoffen wir also, dass es sich bis zum nächsten filmkunstfest herumgesprochen hat, wie lohnend diese Veranstaltung ist!