Singen kommt nicht in Frage für Anna Maria Mühe

IMG_2055.JPGKnapp daneben ist auch vorbei. Nachdem mir Anna Maria Mühe für die Eröffnungspressekonferenz vor der Nase weggezerrt wurde, musste ich noch bis zum Ende der Veranstaltung warten. Ich wollte es noch einmal versuchen, auch auf die Gefahr hin, das Klischee vom aufdringlichen Reporter vollends zu bedienen. Aber zum Glück sah Anna Maria Mühe das anders. Nach einer zweiten netten Nachfrage kommt das Interview dann doch zustande.

Im Film ‚Novemberkind‘ spielen Sie eine Doppelrolle. Zum einen die Mutter, die aus der DDR flieht und ihr Kind zurücklassen muss, zum anderen die Tochter, die als junge Frau nach der Wende ihre Mutter sucht. Wie war es für Sie, zwei verschiedene Rollen zu verkörpern?

„Als erstes habe ich mich richtig gefreut, denn so eine Rolle bzw. solche Rollen bekommt man als Schauspielerin wahrscheinlich nur einmal im Leben angeboten. Dann kam aber der enorme Druck dazu und den muss man irgendwie abbauen. Das konnte ich aber mit dem Regisseur sehr gut tun, weil er mir sehr geholfen hat und wir eine intensive Vorbereitungszeit hatten. Wir hatten einfach viel Zeit vorher und haben viel geprobt. Ich habe das am Anfang wie zwei verschiedene Drehbücher behandelt, wie zwei unabhängige Rollen.“

Was hat Ihnen an „Novemberkind“ besonders gefallen? Was macht den Film sehenswert?

„Ich denke, dass die Gefühle beider Figuren sehr gut transportiert wurden. Man kann auch sehr schön sehen, dass die eine sich wie eine Gefangene fühlt und die andere einfach freier ist. Außerdem finde ich die Kamera im Film unheimlich toll. Und schließlich hatte ich noch tolle Kollegen: Ulrich Matthes, Juliane Köhler, Thorsten Merten – das sind alles Schauspieler, die man sich gern auf der Leinwand anschaut.“

Sie sind dieses Jahr nicht nur mit dem Film „Novemberkind“ auf dem filmkunstfest vertreten, sondern sitzen auch noch in der Jury für den Kurzfilmwettbewerb. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?

„Ich wurde letztes Jahr schonmal gefragt, konnte aber leider nicht. Und dieses Jahr hat es dann geklappt und das ließ sich alles gut verbinden.“

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Ihre Eltern waren beide Schauspieler. Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?

„Ach, ich finde es immer albern, wenn man sagt: „Ich wollte als kleines Mädchen schon Schauspielerin werden.“ Jedes Mädchen will irgendwann Schauspielerin oder Sängerin werden. Mit zwölf oder dreizehn Jahren fing es bei mir so an, dass ich Lust dazu hatte. Ich bekam davon schließlich viel mit und wir waren auch oft im Theater. So habe ich natürlich auch das Leben als Schauspielerin gesehen und das hat mich dann schon interessiert.“

Und was war ihr erster Berufswunsch?

„Kellnerin. Ich wollte Kellnerin werden und dann wollte ich ganz lange Gerichtsmedizinerin werden.“

Was würden Sie gerne noch erreichen in Ihrem Leben? Gibt es eine Rolle, die Sie gerne einmal spielen würden?

„Das ist immer eine schwierige Frage. Ich habe keine bestimmte Rolle, die ich unbedingt noch spielen möchte. Es gibt ganz viel, was ich noch erreichen möchte. Ich möchte noch viele tolle Filme drehen. Ich würde auch gerne mal einen Tanzfilm drehen. Oder einen Film, der in der Barockzeit spielt und so weiter. Filme zu drehen, die in anderen Zeiten spielen, ist für jeden Schauspieler sehr interessant.“

Vor kurzem haben Sie mit den Jungs von Schiller Musik gemacht. Können Sie sich vorstellen, in Zukunft weiter in diese Richtung zu gehen?

„Gar nicht. Singen kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Ich will nicht eine dieser singenden Schauspielerinnen werden.“

Was würde der Welt fehlen, wenn es morgen keine Filme mehr gäbe?

„Ich glaube ganz viel. Ich denke, ganz viel Energie und auch Fantasie würden verloren gehen. Märchen würden fehlen und die Möglichkeit, Geschichten noch mal aufzuarbeiten.“

Mit diesen Überlegungen über die endgültige Filmapokalypse endet mein Interview. Vielen Dank für dieses nette Gespräch.

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