Schicksalsklänge (SF Falco – Verdammt wir leben noch!)

Speil Genialität nah am Wahnsinn

Was macht Musik hörenswert? Ist es nicht die wahre Emotion, die uns bewegt, die uns fasziniert und uns zu Fans macht? Gerade Menschen mit tragischen Schicksalen neigen zur Verarbeitung ihrer düsteren Gefühle mit Hilfe von Musik. Schreckliche Vorfälle während der eigenen Kindheit lassen uns mitempfinden. Jedoch ist auch hierbei die Genialität nah beim Wahnsinn. Ob Johnny Cash, Jimi Hendrix oder Jim Morrison: Schon häufig verzweifelten die einflussreichsten Musiker an der Bewältigung ihrer Probleme und suchten Zuflucht in den angeblich friedlichen Welten von bewusstseinserweiternden Stoffen. Unbewusst verschwanden sie jedoch mit jeder Pille oder Spritze noch tiefer im Strudel von Selbstverzweifelung, Depression und dem Todeswunsch.

Auch der diesjährige Eröffnugsfilm ‚Falco – Verdammt wir leben noch!‘ beschäftigt sich mit einer solchen Legende der Musikgeschichte. Während man hier in Deutschland noch auf den Film warten musste, kam er zum zehnten Todestag des Popstars am 6. Februar 2008 in die österreichischen Kinos und wurde zu einem Publikumsmagneten.

Junges Genie

Das Leben des österreichischen Popstars Johann Hölzel alias Falco war sehr bewegt und erschien dem Regisseur Thomas Roth als die richtige Vorlage für seinen Film. Die enorme Musikalität Falcos wurde schon sehr früh festgestellt, gerade konnte er gehen, kannte er bereits die meisten Schlager aus dem Radio auswendig. Mit vier Jahren lernte er das Klavierspiel und mit fünf wurde sein absolutes Gehör bestätigt und somit fiel ihm das Erlernen der E-Gitarre und des E-Basses auch nicht sonderlich schwer. Nachdem er seine Lehre zum Bürokaufmann abbrach und den österreichischen Wehrdienst ableistete, setzte er sich ein bedeutendes Ziel in den Kopf: er wollte unbedingt ein richtiger Musiker werden. Die theoretischen Grundlagen dafür lernte er am Wiener Musikkonservatorium.

Durchstarter

Seine ersten Erfahrungen sammelte er als Jazz-Bassist in Berlin, der Erfolg stellte sich dann nach seiner Rückkehr nach Wien ein. Im Jahre 1981 erregte Falcos Talent das Interesse einer Wiener Plattenfirma. Die erste Single war ein Jahr später im Kasten und wurde gleich ein voller Erfolg. ‚Der Kommisar‘ belebte europäische Diskos und konnte sogar in den USA glänzen. Der Einstieg in eine chancenreiche Karriere war geglückt. Doch genauso wie sein erstes Album die Verkaufszahlen sprengte, blieb das zweite deutlich unter den hohen Erwartungen. ‚Junge Roemer‘ wird zwar im Nachhinein als das stärkste Werk Falcos bezeichnet, stellte für seine Karriere jedoch einen herben Dämpfer dar.

Doch der Popstar ließ sich nicht beirren: Der internationale Durchbruch war zum Greifen nahe. Es dauerte nur zwei weitere Jahre. Als 1986 sein Drittwerk ‚Falco 3‘ veröffentlicht wurde, war er mit einem Mal Weltstar. ‚Rock Me Amadeus‘ wird bis heute in Diskotheken gespielt und war bis dato der einzige deutschsprachige Titel auf Platz 1 der US-Charts. Außerdem wird er wohl immer der Titel bleiben, der Falcos Unsterblichkeit garantiert. Denn von diesem Punkt an scheint sein Leben unter einem schlechten Stern zu stehen. In den folgenden Jahren scheitert Falco an der Lösung seiner Probleme, die Verkaufszahlen sinken rapide und Eheprobleme bedrücken ihn.

Kampf um Anerkennung

Genau mit der Thematik des Scheiterns beschäftigt sich ‚Falco – Verdammt wir leben noch!‘. Schon zu Beginn wird man mit der letzten Stunde im Leben des Falco konfrontiert. In der Dominikanischen Republik sitzt er bei drückender Hitze in seinem Auto und lässt sein rasantes Leben Revue passieren. Eine Reise in die Vergangenheit kann beginnen. Falcos Kampf um Anerkennung wird gelungen dargestellt. Als ihm dann schließlich der Durchbruch gelingt, wird der Zuschauer in ein Leben voll Party, Drogen und Sex versetzt. Angereichert wird die Atmosphäre des Filmes mit einigen bekannten Hits und Auftritten des Künstlers. Zusätzlich werden noch interessante Informationen zur Entstehung vieler seiner Songs gegeben.

Im Laufe der Zeit zieht Falcos ausschweifendes Leben jedoch lange Schatten. Drogen- und Alkoholexzesse bis hin zu Depressionen und handgreiflichen Streitigkeiten mit seiner Frau zeigen den abzusehenden Niedergang des bekannten österreichischen Künstlers. Die Songs werden nur noch von Ghostwritern verfasst und allmählich verschwindet er aus der Öffentlichkeit. Als er zu allem Übel nach Jahren erfährt, dass seine geliebte Tochter ein Produkt einer Affäre seiner Frau ist, verlässt er Österreich endgültig und zieht sich in die Dominikanische Republik zurück.

„Auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus.“

Der Zuschauer wird wieder in die Anfangsszene zurückversetzt. Der Künstler sitzt in seinem Auto, schaltet nachdenklich den Motor an und setzt seine Reise fort. In Gedanken vertieft erblickt er den herannahenden Bus nicht.

Bis heute sind die genauen Umstände von Falcos Ableben nicht genau bekannt. In seinem Blut wurden großen Mengen unterschiedlicher Drogen festgestellt. Merkwürdigerweise beschrieb der Popstar in einem Interview im Jahre 1982 genau diese Situation: „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte, dann wie James Dean – auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus.“ Ob sich die polarisierende Persönlichkeit das Leben nahm oder ob es wirklich ein tragischer Unfall war, dieses Geheimnis nahm Falco mit ins Grab. Der große Erfolg des Filmes in Österreich beweist jedoch, dass das Interesse an dem Popstar noch lange nicht gestorben ist.

Wer musikinteressiert ist, sollte sich diesen Film anschauen, denn besonders das Falco-Double trifft den echten Falco sehr gut. Der Film zeigt die Hintergründe des Erfolges des österreichischen Popstars vom Auf- und Abstieg und gewährt einem einen interessanten Einblick in das Leben eines so bekannten Musikers.

(Film Trailer) Falco – Verdammt wir leben noch (Fi… – MyVideo

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