Katharina Thalbach – das rockende Rumpelstilzchen (Kinderkino)

Das Kinderkino des filmkunstfestes ist immer wieder ein Erlebnis für sich. Kaum habe ich es mir in meinem Sessel in einer der hinteren Reihen des Saals gemütlich gemacht, ertönt schon ein „Ach wie gut, dass niemand weiß, dass Niklas Rumpelstilzchen heißt“ aus der Reihe vor mir. „Heiß ich gar nicht“, folgt die Antwort sogleich. Doch bevor die Zwei sich noch in weiteren Namensfragen ergehen können, erlischt das Licht und der Vorhang öffnet sich für Andi Niessners ‚Rumpelstilzchen‘.

Rumpelstilzchen, wohl kaum einer kennt es nicht – das Märchen von der schönen Müllerstochter, die Stroh zu Gold spinnen muss und dies einzig durch die Hilfe des hutzligen Waldmännchens bewerkstelligen kann. Eine Hilfeleistung, die einen hohen Preis fordert, denn der Waldgeist verlangt für seinen Beistand nicht weniger als das, was Marie das liebste auf der Welt ist…

Wenn ich vor Jahren, als ich das Märchen des Rumpelstilzchens das erste Mal hörte, einen Film vor Augen hatte, so war dieser der gleichnamigen Filmadaption Andi Niessners sicher nicht unähnlich. Die stolze Burg, das ärmliche Heim des Müllers oder die düstere, bedrohliche Wolfsschlucht, in der das Rumpelstilzchen um seinen Kessel springt; all diese Schauplätze entsprechen in schon fast zu hohem Maße den Vorstellungen, die wir klassischerweise von Märchenfilmen haben.

An dem Mangel an überraschenden, ohne Slapstick auskommenden, witzigen Momenten können auch die Märchenzitate der fliegenden Händler Strohkopf und Schlaumeier nichts ändern, die in-Traumprinzen-verwandelbare Frösche mit zehn-Tagen-Umtauschgarantie verkaufen. Doch jedes Manko des Filmes wird durch die hervorragende Katharina Thalbach als Rumpelstilzchen kompensiert. Wohl kaum jemand, der Niessners Film gesehen hat, wird fortan umhinkommen, Rumpelstilzchen mit dem Gesicht von Katharina Thalbach zu verbinden. Kein Rumpelstilzchen vollführte je einen so rockigen Triumphstanz ums Feuer oder ließ sich gar zu einer kurzen Luftgitarreneinlage hinreißen. Und so wird der für eine ZDF-tivi-Reihe, die sich die Verfilmung Grimmscher Märchen zum Thema gemacht hat, produzierte Film trotzdem zu einem Sehenswerten.

Beim Verlassen des Saales streiten sich zwei Mädchen, wer die Königin sein darf und wer deren Baby und ich denke derweil, dass es auch egal ist, dass der Film an einigen Stellen zu bemüht und aufgesetzt wirkte: die Kinder hatten ihre Freude dran. Und ich auch.

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