Is’ alles nur Uhr gucken! (KF Was weiß der Tropfen davon)

Jan Zabeils prämierter Kurzdokumetarfilm ‚Was weiß der Tropfen davon‘ entzaubert das politische Machtzentrum Deutschlands – bewaffnet mit schwarz-rot-goldenen Staubwedeln.

Multikulturelle Putzkolonnen

Es dauert eine Weile bis sich eine Stimme aus dem Off zu den ruhigen Bildern des Bundestages gesellt und Joao Baroso von seiner Arbeit erzählt.


Joao ist eine von vielen Reinigungskräften, die täglich aufs Neue die endlosen Korridore des Bundestages säubern. Die multikulturellen Puztkolonnen, die das deutsche Ideal der Sauberkeit verwirklichen, sind anscheinend die einzigen, die den Bundestag bevölkern, denn Politiker sind erst gar nicht erst zu sehen. So drängt sich auch die Frage auf, warum eigentlich jeden Tag wieder sauber gemacht wird, wenn doch neben den Reinigungskräften sonst kaum jemand durch die Gebäude streunt. Doch Joao, Nihat und Co hinterfragen ihre Arbeit nicht, sondern erledigen sie voller Pflichtbewusstsein und sind froh über ihre Chance. Joao ist zufrieden mit seinem Leben – auch wenn es in Deutschland zuweilen sehr kompliziert sein kann. „So ist das Leben hier in Deutschland, is’ alles nur Uhr gucken!“

Edelstahl

Die Reinigungskräfte erklären, auf welcher Etage sich welche Partei befindet und wie man die in den Boden eingelassenen Edelstahllettern am besten reinigt. Der Schriftzug im Boden des Paul-Löbe-Hauses gab dem Film seinen Titel und hat auch sonst viele Parallelen mit ihm. Dass Nihat, der den Text säubert, ihn nicht versteht, stört ihn nicht. Er interessiert sich auch sonst wenig für Politik.

Viel Luft und wenig Musik

Dass die Texte der Sprecher spontan und ohne Vorbereitung eingesprochen sind verleiht dem Film eine große Authentizität. ‚Was weiß der Tropfen davon‚ begeistert durch grandiose Kamerafahrten und -einstellungen. Denn auch wenn der Film in seinen zwölf Minuten viel vermitteln muss, nimmt Jan Zeibel sich doch Zeit für Bilder und verweilt lange in einer Kameraeinstellung. Mit der passenden, minimalistischen Musik unterlegt, erscheinen diese aber auch nie zu lang oder zu schwer. Mit dieser Symbiose aus viel Luft und wenig Musik gelingt es ihm, eine Atmosphäre aufzubauen und über den Film zu halten. ‚Was weiß der Tropfen davon‘ wirkt wie ein graziles Ballet, das kurz vor dem Stillstand ist.

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