Eine Lüge mit Folgen (KF Spielzeugland)

Der sechseckige Judenstern: Was uns heute an das wahrscheinlich größte Verbrechen der Menschheit erinnert, entfachte noch vor 70 Jahren tiefsten Abscheu und unbegründeten Hass in den Menschen. Was uns heute unfassbar erscheint, ließ die Menschen noch vor 70 Jahren wegblicken oder die Augen verschließen. Auch Frau Silverstein, die Mutter vom kleinen Heinrich gehört anscheinend zu den Menschen, die einfach nur wegsehen.

Heinrich ist befreundet mit dem jüdischen Nachbarsjungen und spielt regelmäßig mit ihm zusammen Klavier. Eines Tages ereilt die Nachbarsfamilie die Nachricht, man werde sie deportieren. Heinrichs Mutter versucht in ihrer Hilflosigkeit dem kleinen Sohn beizubringen, sein Freund würde ins sagenumwobene Spielzeugland fahren – einem mysteriösen Ort, der für den kleinen Jungen tabu ist. Doch Heinrich kämpft um die Freundschaft. Er nimmt sich vor, die Familie auf ihrer Reise zu begleiten und reißt von zu Hause aus. Und der Zufall und das Schicksal ermöglichen Heinrichs Mutter mit der Suche nach ihrem Sohn nicht nur ein Leben zu retten.

Der Regisseur Jochen Alexander Freydank schafft mit dem Kurzfilm ‚Spielzeugland‘ einen gelungenen Einblick in die Tragik des zweiten Weltkrieges. Das Unvermögen einer Mutter, die Naivität eines Jungen und der Ruf nach Gerechtigkeit führen zu einer chaotischen Aneinanderkettung von Zufällen. Anhand eines einzigen, sehr persönlichen Beispiels werden die furchtbare Verzweifelung und die daraus resultierende Hilflosigkeit der menschlichen Psyche in derartigen Extremsituationen verdeutlicht. Hervorhebenswert ist hierbei die Moral des Filmes: Jedes gesicherte Leben ist ein Erfolg, wenn die Rettung auch gefährlich sein mag und es zu Zeiten unmenschlichster Politik auch noch so mickrig erscheint. Außerdem wird klar verdeutlicht, dass eine Freundschaft nicht von gesellschaftlichen Umständen verbannt werden kann. Der Zuschauer wird erneut gemahnt, sich zu erinnern um ein derartiges Ereignis für immer aus der Menschheitsgeschichte zu verbannen.

Untermalt wird die bedrückende Stimmung des Filmes von den düster gehaltenen Farben und der ideal gewählten Musik. Trotz der einfachen Handlung gelingt dem Regisseur am Ende doch ein Überraschungseffekt. ‚Spielzeugland‘ polarisiert und erregte nicht nur Aufsehen in Mecklenburg-Vorpommern: Auch im Saarland war das Kunstwerk für den Kurzfilmpreis Saarbrücken 2008 nominiert. Für den Sieg reichte es leider nicht, aber wer weiß, was der Wettbewerb in Schwerin bringt.