Der schmale Grat zwischen Leben und Tod (SF Hello Goodbye)

Wenn ein Vater seine Tochter mit einer folgeträchtigen Entscheidung konfrontiert, wie reagiert sie dann? Wenn er von ihr fordert, ihn zu unterstützen, wie entwickelt sich dann ihre Beziehung zueinander?

Eine folgenschwere Entscheidung

Melina (Mona Petri) hat Spaß am Leben, eine neue Liebe und ist voller Tatendrang. Als sie ihren an Lungenkrebs erkrankten Vater Michael (Stefan Gubser) in seinem Haus besucht, eröffnet dieser ihr, dass er sterben möchte. Und zwar heute, an einem banalen Tag in einem banalen Leben. Alle Vorbereitungen sind getroffen: Kisten wurden gepackt, das Zeitungsabonnement gekündigt und der Strom abgestellt. Doch Melina erinnert sich immer wieder an die schönen Momente in der Vergangenheit und will ihren Vater nicht verlieren. Doch seine Entscheidung kann nicht mehr gekippt werden. Erst als ihr Vater überraschenderweise wieder aus seinem Todesschlaf erwacht, entdecken die beiden die nur feinen Nuancen zwischen Abschied, Schmerz und Liebe.

Eine surreal anmutende Atmosphäre

Der Wettbewerbsfilm „Hello Goodbye“ von Stefan Jäger setzt dabei auf eine langsame Erzählweise, die sich Zeit nimmt für schöne und außergewöhnliche Bilder, Farben und Lichtakzente. Ein wenig surreal und in sich geschlossen wirkt der Drehort, das Haus des Schauspielers Stefan Gubser, und gibt diesem Film damit seine eigene, eigentümliche Atmosphäre. Großartige schauspielerische Leistungen der beiden Hauptfiguren, denen man ihre intensive Arbeit mit ihren Rollen anmerkt, komplettieren das Bild eines Films mit schwierigem Thema. Die Probleme, die verbunden sind mit Krankheit, Alter und Sterbehilfe wurden sorgfältig und mit Finesse angegangen. Der zurückhaltende und einfache Soundtrack beeinträchtigt keinesfalls die immense Emotionalität, die dem Zuschauer in „Hello Goodbye“ vermittelt wird.

Am Anfang stand ein Zeitungsartikel

Auch wenn man sich nach einer halben Stunde fragt, ob das Thema nicht ausgeschöpft ist, beeindruckt das Folgende mit der Ausarbeitung einer Geschichte mit einigen Wendungen. Der Fluss des Films wird schneller und zusätzlich untersetzt mit Rückblenden und neuen Umgebungen. Zwei Jahre lang hat Regisseur Stefan Jäger zusammen mit den beiden Hauptdarstellern am Drehbuch gearbeitet und viel Platz für Improvisationen gelassen. Am Anfang stand ein Zeitungsartikel, dem intensive Recherchen mit Betroffenen, Leidenden und Angehörigen von Verstorbenen folgten. Entstanden ist ein Film, der ein Portrait von zwei Menschen zeichnet, die zwischen Leben und Tod stehen.

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