Der leise Schrei um Vergebung (KF Absolution)

Es gibt Situationen im Leben, in denen jede Entscheidung die falsche ist. In solch einer befindet sich Thomas (Hans-Jochen Wagner), der sich in seiner Verzweiflung bei der Telefonseelsorge meldet. Dort gesteht er Susanne (Nina Petri), dass er seine krebskranke Frau Lena von ihren Leiden erlöst hat. Die gläubige Christin am anderen Ende der Leitung ist geschockt. Sie wird sich darüber bewusst, dass sie die Patientin kennt und während ihrer Krankheit begleitet hat. Thomas Verzweiflung schlägt um in Wut und Vorwürfe gegenüber seiner Gesprächspartnerin und entwickelt sich zuletzt zu einem Hilferuf, der nur eins fordert: die Absolution. Freisprechen von seinen Sünden kann ihm aber auch Susanne nicht. Sie versteht Thomas zwar, muss aber gemäß ihrer religiösen Vorschriften handeln. Doch Susanne kann nicht ahnen, was wirklich vor sich geht am anderen Ende der Leitung, denn Thomas hat seine Entscheidung getroffen.

Verzweiflung schlägt in Wut um

Das Thema aktive Sterbehilfe wird in diesem Kurzfilm und Psychodrama von Markus Sehr auf eine neue Art und Weise diskutiert. Der Film nimmt sich die Zeit, Gegner der Sterbehilfe und betroffene Personen gleichzeitig zu verstehen und dem Zuschauer ihre Argumente plausibel zu machen. Mit einer abschließenden Wertung hält sich „Absolution“ zurück und überlässt es jedem Zuschauer einzeln, sich eine Meinung zu bilden. Trotz der vielen überraschenden Wendungen, ermöglicht die langsame Erzählweise ein klares Verständnis der Problematik und der Handlung. Zahlreiche Nahaufnahmen verraten mehr über den Hintergrund der beiden Charaktere, als man es nur durch die Dialoge erfahren könnte. Ein Kreuz, das an einer Kette um Susannes Hals hängt, lässt auf ihre starke Bindung zur christlichen Religion schließen. Ein hoffnungsloser Blick, der Thomas‘ Gesichtsausdruck charakterisiert, macht seine tiefe Verzweiflung deutlich.

Prädikat „wertvoll“

Koproduziert vom deutsch-französischen Fernsehsender ARTE überrascht Markus Sehrs Abschlussfilm an der internationalen filmschule köln mit seiner Einfachheit und der gleichzeitigen Eindringlichkeit. Diese Darstellung eines so schwierigen und kontrovers diskutierten Themas wie „Aktive Sterbehilfe“ hat sich das Prädikat „wertvoll“ der Filmbewertungsstelle wirklich verdient und somit gute Chancen beim Kurzfilmwettbewerb ganz oben mitzumischen.