Boxen – und alles steht auf dem Spiel (SF Es geht um alles)

Ein Ring, zwei Männer, vier Fäuste; der Rest ist bloße physische Kraft. Boxen ist ein Sport, der archaischer nicht sein könnte und eben gerade darum fasziniert. Allein die Körperkraft zählt und siegt in dem eng abgespannten Quadrat des Boxringes, das zum Refugium der ältesten Form der Streitbeilegung geworden ist – und alle genießen es, dem zuzusehen. Der Anblick nackter Männeroberkörper, der Geruch von Schweiß und Blut, die Euphorie des Kampfes vermögen gerade in einer Zeit übermäßiger Technisierung zu bannen. Hier geht es nicht nur um die körperliche Unversehrtheit – nein, hier geht es um alles. Doch der Moment des K.O.-schlagenden, siegbringenden rechten Hakens beim Kampf ist nur der Gipfel eines Berges, dem lange Mühen der Ebene vorausgehen.

Ein Ring, zwei Männer, vier Fäuste

Sowohl von den Anstrengungen als auch von den glorreichen Momenten des Triumphes können der amtierende Boxweltmeister der IBF Arthur Abraham und sein langjähriger Trainer, der zur Legende erhobene Ulli Wegner, wohl mehr als genug erzählen. Im Film ‚Es geht um alles‘ von Nina Pourlak und Sebastian Lempe werden diese beiden, ohne das Boxen undenkbaren Sportikonen portraitiert und schnell wird dem Zuschauer klar, dass es sich hierbei um wesentlich mehr handelt als um ein bloßes Nachbilden der beeindruckenden Laufbahn Abrahams an der Seite seines Trainers. Vielmehr gelingt es dem Film, ein persönliches, facettenreiches Bild der beiden – jenseits der uns aus dem Fernsehen nur allzu bekannten Mediengesichter Abrahams und Wegners – zu zeichnen. So sehen wir Wegner in seiner Heimatstadt Penkun, deren einziger Ehrenbürger er sich mit stolzgeschwellter Brust nennen darf – sein nach eigner Aussage größter Titel seiner bisherigen Laufbahn. Oder beobachten Arthur, während dieser voller Elan mit jedem auffindbaren Telefon sein Votum für den armenischen Beitrag beim Grand Prix abgibt: „Der Junge soll doch gewinnen.“

Eine außerordentliche Freundschaft

Liebevoll bildet der Film die ebenso beeindruckende wie spannende Beziehung zwischen Boxer und Trainer, zwischen Armenien und Deutschland und auch zwischen dem mecklenburgischen Penkun und dem armenischen Jerewan ab. Denn selbst wenn Wegner seinem erfolgreichen King Arthur erklärt, dass der Boxer im Ring „der einsamste Mensch auf der Welt ist“, so sind sie doch immer ein Team, ein Duo. Und beiden ist die Außerordentlichkeit ihrer Freundschaft, die seit dem Sieg Abrahams über Khoren Gevor als solche auch benannt werden darf, durchaus bewusst; dem disziplinierten Wegner, der seine Zuneigung so gut als möglich zu verstecken sucht – „Der Arthur ist schon was besonderes für mich, das darf er bloß nicht merken“ – und dem stolzen Arthur, der droht, seine eigene Karriere zu beenden, sollte sein derzeitiger Coach sich von Boxring und Punchingball verabschieden.

Ein Film übers Boxen und Wichtigeres

Doch selbst wenn man den zweien noch viele gemeinsame Kämpfe wünscht, um eines wird man zittern müssen: das gewinnende Lächeln des Arthur Abrahmas, mit dem sich dieser einem jeden mühelos ins Herz zu boxen scheint und das sich mit jedem Gang in den Ring einer erneuten Bedrohung aussetzt.

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