Augen zu und durch (SF Nacht vor Augen)

Veterane – das sind heute nicht mehr Uropas, die von Stalingrad erzählen. Veterane – das sind heute draufgängerische Dorfjungen, die aus Afghanistan zurückkommen. Einer dieser Kerle ist der 23-jährige David, der vom ‚Frieden verteidigen‘ nach Hause kommt. Sein Zuhause ist ein kleines Dorf im Schwarzwald, in dem sich alles um Fußball und Männlichkeit dreht. Das bekommt auch sein junger Halbbruder Benni zu spüren, der von seinen Freunden immer wieder gehänselt wird. Doch auch David hat kaum Lust, mit ihm Fußball zu spielen oder ihn vor den anderen zu beschützen, sondern hat immer mehr mit sich selbst zu kämpfen.

Souvenir aus Afghanistan

Irgendwann wird klar, dass der Wiedereinstieg in den dörflichen Alltag nicht so ganz glücken will. Es steigen immer mehr Bilder aus der afghanischen Wüste in David auf. Um ihn abzulenken geben seine Freunde eine Willkommensparty, auf der David Fotos aus dem Kasernenleben umherzeigt. Als die Freunde die schönen Fotos bewundern, ist die frühere Angst um David vergessen. Doch David kann die Situation nicht weiter ertragen und konfrontiert alle mit Bildern von Verstümmelten und Leichen. Davids Psyche wird immer instabiler und er sucht Zuflucht bei seinem Halbbruder Benni.

Kain und Abel?

David bringt Benni bei, sich wie ein Mann zu benehmen und projiziert seine Probleme auf ihn. Immer weiter stachelt David Benni an, Mutproben zu bestehen und es seinen Freunden zu zeigen. Er beginnt, ihn wieder im Fußball zu trainieren und Benni nähert sich immer weiter an David an. Schließlich kommt es im Wald zur Nervenprobe und als David noch am Spielfeld steht und Benni anfeuert, nachdem das Spiel schon vorbei und das Fußballfeld leer ist, wird jedem klar, dass David wirklich Hilfe braucht. David kommt in Therapie.

Interessantes Mittelmaß

Der Film ‚Nacht vor Augen‘ war schon auf der diesjährigen Berlinale vertreten und kommt heute um 19:30Uhr im Capitol zur Aufführung. Der Film macht die Thematik des Kriegstraumas für jeden interessant, da er sowohl dem gegenwärtigen Kriegsgebiet Afghanistan als auch in Deutschland spielt. Umso mehr ist es da störend, dass die Dialoge oft etwas platt wirken und der Film nicht mit kreativen Kameraeinstellungen glänzen kann. Oft weiß man schon vorher, was passieren wird, spannende Momente sind selten. Es bleibt leider zu sagen, dass die Umsetzung dem wirklich interessanten Thema nicht gerecht wird.

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