Verloren im Lebenb (SF Die Unberührbare)

„Einen doppelten Wodka, bitte!“ Mit der Zigarette in der Hand greift sie das Glas und spült eine handvoll Tabletten herunter, während sie rückartig den Kopf in den Nacken wirft. Hannah Flanders ist Schriftstellerin und steht vor den Trümmern ihrer Karriere. Mit dem Fall der Mauer bricht für sie ein Weltbild zusammen. Die überzeugte Anhängerin Lenins sieht den sozialistischen Osten als die bessere Welt. Sie ist erklärte Gegnerin der Konsumgesellschaft. Im nächsten Atemzug aber betritt sie divenhaft, mit schwarzer Perücke und Sonnenbrille einen Münchener Diorladen, wo sie bereits mit Namen begrüßt wird. Mit neuem Dior-Mantel durchläuft sie weiter ihr einsames Leben, völlig im schwarz-weiß des Films gehalten.
Auf der Suche nach den alten Zeiten zieht es sie nach Berlin. Dort muss sie feststellen, dass nichts mehr ist, wie erhofft. Sie wird von alten Bekannten enttäuscht und ihrem Sohn fallen keine freundlichen Worte über ihren Besuch ein. Eine Frau findet Hanna erschöpft in Ostberlin und  bietet ihr ihre Gastfreundschaft an. Hanna zögert lange bis sie einwilligt und endlich eine Familie aus dem „kommunistischen Deutschland“ kennen lernt. Sie stellt fest, dass sie in Berlin nicht an ihre alte Karriere anknüpfen kann. Völlig bankrott muss sie ihre Eltern um Geld bitten. Doch auch dort wird sie enttäuscht.
Desillusioniert wacht sie in einer Münchener Klinik auf. Unberührt vom Leben und von ihren Mitmenschen geht sie im weißen Hemd durch den nackten Raum. Die Bilder des Films verändern sich,  werden heller und immer weißer. Hanna raucht eine letzte Zigarette und geht durch einen lichtdurchfluteten Flur zum offenen Fenster.

Frank French

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