Marco Herzog

Nach einer schweißtreibenden Suche nach dem idealen Ort für ein mehr oder minder interessantes Interview sitzen Marco Herzog und ich auf einem sonnigen Hang, lauschen dem Rauschen der Bäume und der melodischen Symphonie einer viel befahrenen Hauptstraße.

Ein Gespräch über Heringe, Kunst und eine bessere Welt.

Bist du der Nutella- oder eher der Marmeladentyp?

Marmelade schmeckt mir nicht. Die Konsistenz ist ekelhaft. Also tendiere ich schon zum Nutellatyp.

Lässt das auf irgendwelche skandalösen Aspekte aus deinem Leben schließen?

Nutella kommt bei mir eigentlich nur in zwei besonderen Lebenssituationen zum Einsatz: Erstens aus Zuckermangel und zweitens nach einer durchzechten Nacht. Meine Leidenschaft habe ich aber den Meeresbewohnern, wie Rollmöpsen oder Heringen geschenkt. Dann gerne auch mit Tomatensoße.

Wo wir dann auch schon wieder beim Thema Katerfrühstück wären. Deckt sich dein Essverhalten mit deinem Lebensstil?

Ja, es muss chaotisch und abwechslungsreich sein. Zu viel von einer Sorte, zu oft den gleichen Geschmack auf meiner Zunge geschmeckt und mir wird schlecht.

Also ist von dir keine Bilderbuchzukunft mit der hübschen Frau und den zwei obligatorischen Kindern in der idyllischen Reihenhaus-Siedlung zu erwarten? Papa verlässt pünktlich um sieben Uhr das Haus und kommt erst wieder, wenn Frauchen das Abendbrot auf den Tisch gestellt hat?

So ein Job wäre garantiert nichts für mich. Obwohl ich gegen das attraktive Kochwunder und die Kinder nichts einzuwenden hätte. Eine Familie und ein Beruf als freier Künstler wären ideal. Dann könnte meine Frau so chaotisch kochen, wie ich meinen Job gestalte.


Welche Art von Kunst stellst du dir vor?

Was mit Fotografie. Modefotografie oder Starportraits. Landschaftsfotografie wäre auch nicht schlecht. Ich will die Leute mit meinen Bildern erreichen, politische und gesellschaftliche Missstände aufdecken. Mich und die Menschen in meinem Umfeld zum Nachdenken anregen.

Also siehst du dich in naher Zukunft als verkaterter Nutella-Rollmops-Brötchen essender Familienvater mit einem abwechslungsreichen, gesellschaftskritischem Fotografenleben, der abends ganz artig zu Frau und Kindern ins Einfamilienhaus klettert?

Warum nicht?