Johannes Haefke

Die Frage nach dem rechten Ort für ein Interview mit Johannes Haefke erledigt sich von selbst – nur der für das Rauchen freigegebene Balkon kommt für den Starkraucher in Frage. Anfängliche Unsicherheit überspielen wir -Fragerin und Befragter- durch obligatorische Standardfragen.

Du wohnst jetzt also in Schwerin, hast du schon immer hier gelebt?

Nein ich wurde in Crivitz geboren, bin dann nach Parchim gezogen und mit meinem Wechsel auf das Fachgymnasium nach Schwerin gekommen.

Ich muss ihn wohl bei der Erwähnung von Parchim etwas mitleidig angesehen haben, konnte mein aus Solidarität geborenes Mitgefühl für Bewohner einer etwas tristen mecklenburgischen Kleinstadt nicht verbergen, denn er fügt eilig hinzu

Parchim war eine tolle Zeit. Ich fahre noch immer oft hin. In dieser Stadt muss man einfach nicht nachdenken, alles geht seinen Gang. Jeder kennt jeden und das ist sehr, sehr schön. Schwerin ist natürlich auch gut, nicht zu groß und nicht zu klein, angenehm.

 

Willst du denn später hier in Mecklenburg bleiben?

Ach, darüber mach ich mir doch jetzt noch keine Gedanken. Mal sehen was kommt…

 

Weißt du denn schon ungefähr, in welche Richtung du später gehen möchtest?

Ja, da hab ich zwei Optionen. Entweder ich mache eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien oder ich studiere etwas in Richtung Germanistik und Literaturwissenschaften, vielleicht Deutsch und Geschichte auf Lehramt.

Das weitere Interview entwickelt sich zu einem kleineren Streitgespräch über Literatur. Ich kann mein Erstaunen über einen 16-Jährigen, der mit Vorliebe Storm („Der Schimmelreiter ist sehr, sehr gut“) und Edgar Wallace liest, nicht verbergen. Als Lieblingsgenre kristallisiert sich bald der Krimi heraus.

 

Was macht Krimis zu deinen Lieblingsbüchern?

Kaum ein anderes Genre kann so facettenreich darstellen. Auch bei kaum einem anderen gibt es solch ein Maß an Qualitätsunterschieden, auf der einen Seite Häkelkrimis und auf der anderen die subversive Spannung und Brillanz einer Agatha Christie. Außerdem faszinieren mich menschliche Abgründe. Die Darstellung verschiedener Mordmethoden reizt mich. Obwohl, den letztes Jahr beim Filmkunstfest laufenden Film „Der freie Wille“ konnte ich mir nicht an einem Stück ansehen. Immer wieder musste ich raus gehen, um eine zu rauchen und das Gesehene zu verarbeiten.

 

Du warst also schon letztes Jahr beim Filmkunstfest hier in Schwerin mit dabei?

Ja, dieses Jahr ist mein drittes.

 

Und was gefällt dir so gut, dass du jedes Jahr wiederkommst?

(lachend) Der Stress.

Unsicher verziehe ich meine Mundwinkel mit nach oben, täusche ein Lächeln vor. Langsam machen mir -einem Neuling in der filmab!-Redaktion- die andauernden Andeutungen über  Zeitdruck und Schlafdefizit wirklich Angst.

 

Nein, im Ernst, die Atmosphäre des Filmkunstfestes ist wirklich einzigartig. Sei es nun, dass man sich so verdammt wichtig vorkommt, wenn man in Pressekonferenzen den Stars des deutschen Films gegenüber sitzt, oder auch das Gefühl nach einer „durchschriebenen“ Nacht am nächsten Morgen die filmab! in ganz Schwerin kursieren zu sehen.

 

Könntest du dein persönliches Highlight aus den bisherigen Filmkunstfesten benennen?

Das war ohne Zweifel mein Interview mit Senta Berger. Ich hatte riesigen Schiss davor, schließlich war es mein erstes und ich wusste überhaupt nicht, was mich erwartet. Und dann saß sie da und war einfach nur faszinierend – eine elegante Frau mit sehr viel Stil. Meine Angst war total unbegründet. Sowieso, man muss nur selbstbewusst genug auftreten, ins Capitol gehen als wäre dieses nur für einen selbst gebaut worden und dann nimmt einen hier auch jeder ernst. Wie gesagt: Die Atmosphäre hier beim Filmkunstfest ist einmalig.