„Dit is’n Jummibaum“ (SF Du bist nicht allein)

Frau Moll (Katharina Thalbach) findet Arbeit – eine Perspektive, die schon so lange zuvor in die Sphären des Unerreichbaren entrückt zu sein schien. Damit und mit dem Einzug der schönen, temperamentvollen Russin Jewgenia (Katerina Medvedeva) in die Nachbarwohnung der Familie Moll, nimmt die Geschichte ihren Anfang. Es beginnt die Wandlung vierer Menschen, die inmitten von Plattenbautristess und bitterem Arbeitslosenalltag die Chance auf eine Veränderung, auf einen Weg aus der Perspektivlosigkeit wittern.
Da ist Herr Moll (Axel Prahl), der sich blindlinks und unbeholfen in die Verliebtheit zur neuen Nachbarin Jewgenia stürzt. Da ist aber auch Frau Moll, die sich nicht eingestehen will, wie ihr Mann sich immer weiter von ihr entfernt. Und da sind noch Sylvia Wellinek (Karoline Eichhorn), die sich mit der Synchronisation von zuerst Zeichentrickfilmen und später Sexclips über Wasser hält, und ihr Exmann, Kurt Wellinek (Herbert Knaup), ein ehemaliger Physikprofessor, der sich in einem Moment größter Auswegslosigkeit von einem früheren Studenten in der grotesken Verkleidung eines übergroßen Handys an sein früheres Leben erinnert fühlt. Und schließlich ist da noch der Gummibaum, „dit tollste wat et jibt“.

„Du bist nicht allein“ von Bernd Böhlich ist ein wunderbar komischer Film über Menschen, die sich trotz aller widrigen Umstände ein großes Herz bewahrt haben; über Menschen, die den Versuch ein würdiges Leben zu führen auch in Zeiten massiver Arbeitslosigkeit noch nicht aufgegeben haben. Seine Unmittelbarkeit geht vor allem von dem hervorragenden Ensemblespiel aus. Sehr gelassen und voller Ruhe dokumentiert die Kamera den Aufbruchsprozess.
Am Ende begegnen wir zwar noch immer nicht den „großen Gewinnern“, aber es hat sich die Hoffnung eingeschlichen. Schon zugefallen gewähnte Türen werden erneut aufgestoßen und neue, unbekannte geöffnet.

Carolin Weidner

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