Bühnenkunst der Extravaganz (Homage)

Hanelore Elsner„Ich habe das Arsen in der Hand. Ich bringe mich jetzt um.“ Den Telefonhörer zwischen Ohrmuschel und Schulter geklemmt, in jeder Hand eine glühende Zigarette; Tabletten und ein Wodkaglas auf dem kniehohen Tisch. Hannelore Elsner zittert und blickt verwirrt an der Kamera vorbei. Die Rolle der Hannah Flanders spielt sie perfekt. Ergriffen bangt der Zuschauer um ihr Leben.

Doch „Die Unberührbare“ ist nicht der einzige Film, in dem die Ausnahmeschauspielerin brilliert. „Ich möchte schon immer das alles auch sein, was ich spiele. Ich möchte der Wahrheit auf die Spur kommen.“, sagt sie und stellt genau diese Intention in zahlreichen Filmen unter Beweis. Es ist wohl diese Wahrhaftigkeit, mit der sie uns alle überzeugt. Ihr Geheimnis? Wir haben 26 Gesichtsmuskeln. Hannelore Elsner beherrscht mindestens 18 von ihnen perfekt. Durch minimale Mimik erreicht sie maximale Ausdruckskraft. Doch vor allem ist Hannelore Elsner eine Grenzgängerin. Kurz davor mit ihrer Rolle vollkommen zu verschmelzen und dennoch auf der Hut vor ihrer endgültigen Einnahme durch den Charakter. Ihre Favoriten: Rollen, die es in sich haben. Die Vielschichtigkeit ihrer Charaktere spiegelt die Vielseitigkeit ihrer Person wieder, denn Hannelore Elsner blickt mühelos über den Horizont der Schauspielkunst hinweg. Für den Quelle-Katalog schwingt sie in einer neuen Modekollektion die Hüften, bringt rote Schleifchen für die Aidshilfe an den Mann und erreicht uns per Schallwelle in unzähligen Hörbüchern. Eine rundum patente Frau, die zu recht zu einem Phänomen deutscher Filmgeschichte avancierte.

Felicia Schneiderhan

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