Allein gegen die Diktatur der Mehrheit (SF Der Volksfeind)

Er deckt Skandale auf, denn das ist sein Job. Tomas Stockmann will die Norweger wachrütteln und aufklären. Er fürchtet sich nicht vor rabiaten Methoden, fährt beispielsweise mit einem schwer kranken Diabetes-Patienten in die Chefetage eines Lebensmittelkonzerns.
Nach vielen Jahren des Kritisierens will er es besser machen als die anderen und kehrt in sein Heimatdorf zurück, wo er in den Mineralwasserbetrieb seines Bruders einsteigt. Kurze Zeit später meldet das Labor, dass hohe Pestizid-Rückstände im Wasser gefunden wurden. Tomas will die Dorfbewohner warnen, sein Bruder Peter fürchtet jedoch um die Umsätze und will die öffentliche Meinung für sich gewinnen; und Tomas’ Frau will weder Streit noch die Presse in ihrem Haus.
Wie lange hält Tomas an seinen Prinzipien fest? Er muss schnell erkennen, dass er den Kampf nicht allein führen kann. Er riskiert, dass die Familie an seiner Haltung zerbricht.
Es kommt zu einem Schlagabtausch mit seinem Bruder vor den Augen der Dorfgemeinschaft. Aber anstatt die Bewohner vor dem verseuchtem Wasser zu warnen, redet Tomas leidenschaftlich über den geistigen Morast des Dorfes – über die Verlogenheit seiner Mitbewohner. Die Dorfbewohner sind empört; Tomas isoliert sich selbst und verfehlt sein Ziel.
„Volksfeind“ wurde anlässlich des Ibsen-Jahres 2006 von Erik Skjolbaerg gedreht und basiert auf dem gleichnamigen Drama des norwegischen Dramatikers. Henrik Ibsen kämpfte in seinen Dramen gegen die bürgerliche Moral an, die den eigenen Wohlstand über das Wohlergehen der anderen stellt.
Der Film reduziert Demokratie auf eine bloße Diktatur der Mehrheit. Denn Recht hat, wer die Mehrheit auf seine Seite bringt. Nur ist das Dorf damit auf der sicheren Seite?

Frank French

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