The Yard: Verloren in der Un(k)enntlichkeit

Reifen an Reifen, Haube an Haube stehen die Autos in einem schier unendlichen Feld aneinander. Die Menschen: aller Individualität beraubt.

The Yard
Foto: Anagram Film

Inmitten des Nichts steht ein Dichter (Anders Mossling) und wartet auf den Neuanfang. Nachdem sein alter Job, seine alte Welt zusammengebrochen ist, bemüht er sich in Malmö um eine neue Arbeitsstelle und wird am Hafen schließlich fündig: bei der Verladestation für PKW. Wie eine Eiswüste stehen die Autos dicht an dicht aneinander. Auch der Protagonist verliert seine Identität und wird zu der Nummer 11811. Schließlich muss er sich nicht nur im Job, sondern auch vor seinem Sohn beweisen, mit welchem er als alleinerziehender Vater zusammenlebt.

Das Grau der kalten Wintersee wirkt erdrückend und alles andere als einladend. Die Umgebung bringt uns zum Frösteln, doch sobald wir in die klaren Augen des Dichters schauen, werden wir mit Wärme erfüllt: So sehr bemüht er sich, alles richtig, bloß keine Fehler zu machen und ist dabei auf tragische Weise zum Scheitern verurteilt. Das trostlose Nichts zieht sich durch den Film und gelegentlich stellt man sich die Frage: Kommt da jetzt eigentlich noch was? Oder soll dort nur ein einziges Leid beschrieben werden? Doch der Film enttäuscht nicht, er zeigt mehr als nur eine auf den ersten Blick realitätsferne Wirklichkeit im gar nicht so weit entfernten Norden.

„Was ist eigentlich Fairness?“, scheint Regisseur MÃ¥ns MÃ¥nsson mit diesem Film fragen zu wollen und verweist dabei auf die Konflikte der Gegenwart: Was ist Identität? Ist Gleichheit vielleicht auch mal wichtig? Wo findet im Alltag Rassismus statt? Wie können wir selbst zu Alltagshelden werden und die Welt durchs Eingestehen für andere Menschen ein bisschen besser machen – obwohl wir möglicherweise nichts zurückbekommen?

Eine Einladung, sich mit scheinbaren Selbstverständlichkeiten auseinanderzusetzen und gesellschaftliches Denken kritisch zu hinterfragen.

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